Was ist Kirchenpädagogik?

Kirchenpädagogik meint die Kunst, einen Kirchenraum mit seinen spirituellen und historischen Besonderheiten für interessierte Menschen zu erschließen.

Dafür gibt es verschiedene Ansätze:

  • Kirchenführungen
  • Haupt- oder Ehrenamtliche Menschen, die, etwa im Rahmen einer offenen Kirche anwesend sind und Fragen beantworten.
  • Handouts als Print-Broschüre oder Online-Informationen.
     

Inhaltlich kann der Schwerpunkt auf die Historie, die Kunst, die Architektur oder das spirituelle Erleben gelegt werden. Die Zielgruppen sind Kinder oder Erwachsene.

Mit ihren Ursprüngen in der religions- und kunst- oder museumspädagogischen Praxis der Kinder- und Jugendarbeit hat die Kirchenpädagogik inzwischen auch einen festen Platz in der Erwachsenenbildung gewonnen.

Aufbauend auf regionalen Gruppen, Initiativen und Angeboten bündelt der Bundesverband Kirchenpädagogik die unterschiedlichen gemeinde-, schulpädagogischen und erwachsenenbildnerischen Initiativen auf Bundesebene und vergibt kriteriengeleitet ein Gütesiegel für kirchenpädagogisch qualifizierte Kirchenführerausbildungen.

War das Wort ‚Kirchenpädagogik’ noch Anfang der 1990er Jahre unbekannt, wird die Kirchenpädagogik – zuweilen mit einer die Pädagogik des Kirchenraumes fokussierenden Perspektive ‚Kirchenraumpädagogik’ oder ‚Sakralraumpädagogik’ genannt - mittlerweile als Arbeitsfeld auf der mittleren Ebene der Landeskirchen und Bistümer und sogar in der wissenschaftlichen Diskussion als eigenständige religionspädagogische Disziplin bzw. als ein religionsdidaktisches Prinzip anerkannt.

Grundannahmen und Ziele der Kirchenpädagogik

Kirchenführung kann mehr sein als das Rezitieren von Zahlen, Namen und Begriffen

Die, seit den Anfängen kirchenpädagogischer Praxis entwickelten, zahllosen didaktischen Arrangements und unterschiedlichsten Methoden geben einen Eindruck von der Lebendigkeit und Kreativität. Sie stellen unter Beweis, was als erstes Erkennungszeichen der Kirchenpädagogik bezeichnet werden kann: Erleben des Kirchenraums mit Hand, Herz und Kopf.

Kirchenpädagogik erschließt Kirchenräume

Auch die kreativsten und ganzheitlich angelegten Lernarrangements stehen vor der kirchenpädagogischen Schlüsselfrage, welche Ansätze und welche Formen zu bevorzugen sind, eine Kirche zu erschließen. Diese Frage stellt sich allen Menschen in der kirchenpädagogischen Arbeit immer wieder neu – gegenüber Erwachsenen wie gegenüber Kindern und Jugendlichen. 

Kirchenpädagogik fragt immer wieder neu nach den verwendeten Methoden

Neben der Alters- und Milieuanpassung einer erfahrungsorientiert auf die Zielgruppe zugeschnittenen Erschließung wird in jüngster Zeit vermehrt der nach Phasen (z.B. Annäherung – Darstellung / Vertiefung – Reflexion) zu strukturierende Aufbau einer kirchenpädagogischen Erschließung diskutiert. 

Zudem wird auf die Pädagogik der Kirchenräume selbst hingewiesen, in denen unterschiedliche Anmutungen von Sakralität persönlich erfahrbar werden können.

Kirchenpädagogische Themen, die heute diskutiert werden

Veränderte Rahmenbedingungen, neue Zielgruppen unterschiedlichen Alters und religiöser Vorprägung fordern auch neue Angebotsformate zur Erschließung von Kirchen. Auf evangelischer Seite werden gottesdienstliche Formen der Kirchenpädagogik weiterentwickelt; damit wird die Frage nach dem Verbund wie der Grenze zwischen Kirchenführung und Gottesdienst behandelt. Auch im katholischen Bereich werden neue niederschwellige Angebote als ‚präliturgische Kirchenführungsformen‘ angedacht. Sie sollen einladend auch religiöses Erleben in einer Kirchenführung ermöglichen.

Diese in beiden Konfessionen aktuellen Überlegungen stellen eine große Herausforderung für die zukünftige Arbeit der Kirchenpädagogik dar. Davon ist auch die Frage nach den Qualitäts- und Ausbildungsstandards der kirchenpädagogischen Ausbildung betroffen.

Die Aktualität der Kirchenpädagogik bemisst sich an der Bedeutung ihres ‚Formalobjekts’, indem sie mit den Pfunden des öffentlichkeitswirksamsten Faktors der christlichen Konfessionen wuchert: den Kirchenräumen. Seit Jahren übertrifft die Besucherzahl von Kirchen und Kapellen die der Gottesdienstbesucher um ein Vielfaches. Und doch geht das Grundwissen über religiöse Symbole, Bibel und Kirchengeschichte zurück. Paradoxerweise kommen Kirchenbauten zu einem Zeitpunkt in Mode, an dem sie durch Profanierung, also Rückbau, Verkauf oder Umnutzung, verloren zu gehen drohen. Offensichtlich schafft unsere heutige Zeit in einer zunehmend entkirchlichten Gesellschaft diejenigen Umstände, die ein neues oder verstärktes Interesse an den christlichen Kirchen wachrufen. Und im Blick auf die Aufgabe, Schließung und Umnutzung von Kirchen mag man sogar überspitzt beklagen, die Kirche ziehe sich aus der Gesellschaft in dem Moment zurück, in dem das Interesse für die auffälligsten Schnittstellen von Kirche und Öffentlichkeit – die Kirchengebäude – erwacht ist.